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Unser Newsletter vom Mai 2025 |
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Liebe Freund*innen,
was ist das Gute Leben? Anlässlich des gleichnamigen FABRIK-Festivals ab dem 12. Mai haben wir und unsere Projektpartnerinnen innegehalten und darüber geschrieben. Fazit: Mit AMICA verbindet uns durchwegs der Wille, dass Frauen stark, selbstbestimmt und gleichberechtigt leben. Darum unser beharrliches Engagement. Was ist mit euch? Kommt zum Festival und schreibt eure Vorstellung des Guten Lebens auf. Der Briefkasten wartet auf euch 😉
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Wie ihr schon wisst, ist Shrinking Space unser Schwerpunktthema für 2025 und begleitet uns alltäglich bei unserer Arbeit; heute findet ihr unser sehr anschauliches Erklärvideo dazu. In dieser Ausgabe wollen wir euch überdies unser neues Projekt in einer vom Krieg gebeutelten Region, dem Sudan, vorstellen. Das Thema könnt ihr auch am 18. Mai bei einer Filmvorführung mit anschließender Diskussion mit sudanesischen Aktivistinnen vertiefen. Währenddessen bleibt die Situation in Syrien unklar – darüber haben wir mit der syrischen Juristin und Frauenrechtsverteidigerin Sabah Al Haback gesprochen. Ein lesenswertes Interview! In Bosnien freuen wir uns über die Umsetzung im Kleinen eines großen Zieles, der Gerechtigkeit. Immer wieder stärken uns solche Erfolgsmeldungen in unserer Arbeit. Darüber hinaus haben wir den Koalitionsvertrag gelesen und diverse strittige Punkte gefunden. Wachsamkeit ist in den nächsten vier Jahren geboten. Also werden wir laut und aktiv bleiben. Ferner beginnt ab Mai eine sehr lange Reihe spannender Veranstaltungen. Am Mittwoch geht’s los, wir freuen uns auf euch!
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Solidarische Grüße Eure AMICA-Team
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SHRINKING SPACE
Ein kleines aber feines Video
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Interviews, verfasste Texte, Geschichten aus den Ländern unserer Partner*innen, wissenschaftliche Analyse und Studien... Es gibt verschiedenste Art und Weise unser diesjähriges Schwerpunkthema „Shrinking Space / eingeschränkte Zivilgesellschaft“ zu veranschaulichen. Leider wächst auch die Anzahl der aktuellen Beispiele. Heute möchten wir Ihnen ein kleines aber feines Erklärvideo dazu zeigen, mit einem niederschwelligen und doch sehr klaren Ansatz.
Mit einem großen Dank an unsere Praktikantinnen Ida und Johanna
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Psychosoziale Unterstützung für sudanesische Frauen
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Seit Anfang des Jahres engagiert sich AMICA mit ihrer feministischen Partnerorganisation Bana Group for Peace and Development für geflüchtete Frauen aus dem Sudan. Unser erster gemeinsamer Einsatz war ein 3-tägiges Seminar in Kairo zur Stabilisierung und zur Selbstfürsorge für 30 schwer traumatisierte Frauen.
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Foto: Bana Group for Peace and Development
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Im April 2023 brachen Kämpfe im Sudan zwischen Regierungstruppen und paramilitärischen Kämpfern aus. Der brutale Machtkampf wurde zu einem der schlimmsten und in Vergessenheit geratenen Konflikte unserer Zeit – und zur großen humanitären Krise. Darunter leiden insbesondere Frauen und Mädchen.
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„Der Krieg in Sudan begann plötzlich und war ein Schock. Die Flucht vor dem Krieg war für viele eine schnelle Entscheidung. Viele Frauen kamen mit ihren Kindern nach Ägypten. Dort sind sie auf sich allein gestellt. Der Mangel an Unterstützung führt dazu, dass sie nicht Fuß fassen können und ihre psychische Gesundheit sich verschlechtert. Sie brauchen unsere Unterstützung“, so Mai, Gründerin der sudanesischen Organisation Bana.
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Im Krieg oder auf der Flucht haben die Frauen Familienmitglieder verloren und haben selbst schwere Gewalt erlebt. Sie leiden an Stress, Angst, Depressionen und posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Angesicht der extremen Notlage der sudanesischen Frauen, war es für Bana erforderlich, aktiv zu werden und solidarisch zu sein. Mai fügt hinzu: „Wir wollen solidarische Hilfsstrukturen aufbauen und kultursensible Gruppentherapiesitzungen anbieten.”
Durch die Zusammenarbeit zwischen AMICA e.V. und Bana betreten wir eine neue Projektregion, um unseren Grundsatz zu verfolgen: Frauen zu unterstützen, die von Krieg und Gewalt bedroht sind. Ohne eure Spenden wäre das nicht möglich geworden. Danke!
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„Es war ein wunderschöner und freudvoller Tag! Wir sind all die negative Energie losgeworden und sind glücklich und gut gelaunt zurückgekehrt. Die Teilnehmerinnen hatten sich schön gemacht und es war alles sehr gut organisiert — mashallah. Das Programm war schön und die Dozentinnen waren nett und stilvoll“. Stimme zum Workshop |
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Zwischen Hoffnung und Furcht
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Am 25.03.2025 führte AMICA ein Gespräch mit der syrischen Juristin, Feministin und Frauenrechtsverteidigerin Sabah Al Hallak, die sich seit 1985 in der Syrian Women's League (SWL) engagiert. Während des Bashar al-Assads Regimes blieben Sabah und die Aktivistinnen der SWL aktiv – teils öffentlich, oft im Verborgenen. Ihr Ziel: Menschen- und Frauenrechte sowie der Aufbau eines freien und gerechten Syriens.
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Wie geht es dir seit dem Sturz von Assad vor drei Monaten? Ich selbst bin erstmal viel zufriedener, muss aber noch meine Gedanken sammeln. Ich möchte mich für eure nachhaltige und lange Unterstützung der syrischen Frauen bedanken. Es sind neue Kämpfer an der Macht – mit salafistischen Wurzeln. Also einerseits ist der Sturz verwirklicht und somit der Traum des syrischen Volkes in Erfüllung gegangen. Andererseits ist Vorsicht gegenüber diesem neuen salafistischen Regime geboten.
Wie schätzt Du die Regierung ein? Unsere Befürchtungen wachsen. Im letzten Monat gab es immer mehr negative Vorzeichen. Das Parteiengesetz wurde missachtet. Genehmigungen für Parteien und Organisationen wurden abgelehnt, und neue Verordnungen werden jetzt nur unter der Kontrolle des Staates erlassen. Konferenzen z.B. über transformative Gerechtigkeit wurden nicht zugelassen.
Der HTS-Anführer hat ein inklusives Syrien versprochen, ohne Benachteiligung von Minderheiten und Frauen. Die Absichtserklärung der derzeitigen Regierung bezüglich einer neuen Verfassung klingt erstmal positiv. Die internationalen Abkommen sollen respektiert werden, Frauen sollen vor Gewalt geschützt werden.
Ist es nur rhetorisch? Dies ist nur eine vorläufige Erklärung. Der Verfassungsausschuss, der die endgültige Version aufsetzen wird, muss noch ins Leben gerufen werden. Im Formulierungsvorschlag für die Verfassung klingt vieles sehr positiv. All das ist das Ergebnis unseres 15-jährigen Kampfes. Aber im derzeitigen Entwurf kommen Themen wie Identität und Ethnie, Schutz vor Diskriminierung aus ethnischen, religiösen und sexuellen Gründen, Gleichberechtigung und Frauenquote nicht vor.
Kannst Du uns den Alltag der Frauen beschreiben? Offiziell gibt es keine Einschränkungen, auch bei Kleidern nicht. Doch werden in letzter Zeit immer öfters Aufrufe zum Tragen von Kopftüchern an die Wände der Städte plakatiert – die Aufrufe richten sich bisher an sunnitische Muslime. Außerdem wird seit neuestem eine Trennung zwischen Frauen und Männern in den öffentlichen Verkehrsmitteln Stück für Stück vorangetrieben oder auch Geschlechtertrennung an den Universitäten.
Was sind aktuell die Lichtblicke für dich? Zunächst ist es positiv, dass Syrien in den Fokus der internationalen Gesellschaft gerückt ist und diese das Geschehen überwacht. Es ist auch ein gutes Zeichen, dass die deutsche Botschaft wieder eröffnet wurde. Die syrische Gesellschaft hofft auf die Rückkehr der Geflüchteten, sobald die Infrastruktur wiederaufgebaut ist. Zwei Frauenrechtlerinnen, mit denen ich befreundet bin, arbeiten an der Verfassung mit. Sie hoffen sehr, dass unsere Themen in der Verfassung verankert werden. Seit dem Sturz des Regimes sind wir frei und können uns im ganzen Land bewegen. Früher war es unmöglich, zwischen den vier verschiedenen Landesteilen hin und herzureisen.
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Infobox Am 30.03.2025 wurde eine Übergangsregierung eingesetzt. Diese zählt 23 Kabinettsmitgliedern, darunter eine einzige Ministerin (Soziales und Arbeit): Hind Kabawat ist Christin, Anwältin und Friedensaktivistin, sie gehörte dem Verhandlungsteams der syrischen Opposition in Genf an. Die wichtigen Ressorts Verteidigung/Justiz/Innen- und Außenpolitik bleiben in den Händen der Verbündeten der HTS. Mehr dazu: Deutsche Welle vom 01.04.2025
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Gerechtigkeit: Überlebende unterstützen
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Bei der Foundation of Local Democracy FLD, eine unserer Partnerorganisationen in Bosnien, ist Gerechtigkeit kein fernes Ziel. Aktuelle Entwicklungen zeigen einmal mehr, wie eindrucksvoll und beharrlich die Kolleg*innen vor Ort arbeiten – u.a. um Entschädigungszahlungen nach Übergriffen zu erwirken.
Foto: Mitarbeiterinnen FLD, ©Marlene Weck
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Ein eindrucksvolles Beispiel ist ein aktueller Entschädigungsfall, bei dem es zunächst hieß, der Täter verfüge über keinerlei finanzielle Mittel, um die gerichtlich angeordnete Geldstrafe zu zahlen. Doch die Frauen der Organisation ließen sich davon nicht entmutigen. Mit ihrem Anwalt machten sie sich auf die Suche nach Vermögenswerten, die auf den Täter registriert sein könnten – und wurden fündig: Er hatte kurz zuvor sein gesamtes Eigentum auf eine dritte Person übertragen, um sich so der Verantwortung zu entziehen. Nachdem dieser Versuch gerichtsfest nachgewiesen werden konnte, entschied das Gericht, dass die Entschädigungszahlungen nun direkt vom Gehalt abgezogen werden, das der Täter durch die Beschäftigungsmaßnahme in der Haft verdient. Seit Januar 2025 werden so monatliche Raten ausgezahlt – ein starkes Zeichen dafür, dass Gerechtigkeit auch dann möglich ist, wenn der Weg dorthin steinig scheint.
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„Gerechtigkeit braucht Zeit, Wissen und Mitgefühl“. |
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Ein weiterer Fall unterstreicht die Bedeutung langfristiger, rechtlicher Begleitung: Eine 59-jährige Kriegsüberlebende aus Brčko lebt allein in einem baufälligen Haus, ohne familiären Rückhalt. Die Eigentumsverhältnisse nach dem Tod ihrer Mutter sind ungeklärt, und eine Invalidenrente bleibt ihr verwehrt, da ihr nicht genügend Berufsjahre angerechnet werden können. In dieser komplexen Lage steht ihr die Partnerorganisation mit rechtlicher Beratung zur Seite. Eine endgültige Lösung ist nur über ein langwieriges Zivilverfahren möglich – die nötige Begleitung dabei ist nun gesichert.
Diese beiden Geschichten machen deutlich: Gerechtigkeit braucht Zeit, Wissen und Mitgefühl. Doch mit jedem Schritt entstehen neue Perspektiven und damit echte Hoffnung.
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