Gleiche Bildung für syrische Mädchen und Jungen im Libanon – because education matters!
Das Gharsah Zentrum ist ein Bildungszentrum in der libanesischen Bekaa-Ebene, das aus der Geflüchtetenhilfe heraus gegründet wurde, um aus Syrien geflüchteten Kindern den Zugang zum libanesischen Bildungssystem zu ermöglichen. Die Hälfte der rund 831.000 beim UNHCR offiziell registrierten Geflüchteten sind Kinder. Durch das schreckliche Erdbeben Anfang 2023 wurde die Situation syrischer Geflüchteter noch verschärft.
Die COVID-19 Pandemie, die den Zugang zu formaler Bildung eingeschränkt und teils unterbrochen hat, sowie die zunehmende Ernährungsunsicherheit und Kinderarmut haben zu einer allgemeinen Verschlechterung des Wohlbefindens der Kinder geführt (UNICEF 2022). Die syrischen Kinder - vor allem Mädchen und Schulabbrecher*innen sind zahlreichen Schutzrisiken ausgesetzt, darunter psychosozialer Not, Ausbeutung und auch geschlechtsspezifischer Gewalt. Besonders vulnerable Familien greifen zunehmend auf negative Bewältigungsmechanismen wie Kinderarbeit und Kinderheirat zurück.
Neben der Überlastung des öffentlichen Bildungssystems aufgrund der langwierigen Syrienkrise haben auch die sich verschlechternde Wirtschaftslage im Libanon das Lernen und somit den Zugang zu Bildung stark beeinträchtigt. Haupthindernisse sind die strengen Zulassungsbedingungen an staatlichen Schulen. Gemäß dem libanesischen Bildungssystem müssen Kinder die Kindergartenstufen 1, 2 und 3 besuchen, um in die reguläre öffentliche Grundschule aufgenommen zu werden. Syrische Kinder können diese Stufen aufgrund des libanesischen Systems nicht ohne Weiteres besuchen.
Das Gharsah Zentrum befindet sich in der Ortschaft Al Marj in der Bekaaebene, etwa 12 km von der syrischen Grenze entfernt und wurde 2013 u.a. von Ola Aljounde, Geschäftsführerin und syrische Frauenrechtsaktivistin, gegründet. Das Zentrum setzt sich für Gleichstellung der Geschlechter und soziale Gerechtigkeit in seinen beiden Programmen, „Children Education Programme“ (CEP) und „Women Empowerment Programme“ (WEP), ein.
Das Gharsah Children Education Programme (CEP) geht auf die pädagogischen und psychologischen Bedürfnisse von Schulabbrecher*innen ein, indem es ihnen das erforderliche Wissen vermittelt und sie psychologisch unterstützt, um sie auf den Besuch einer offiziellen Schule vorzubereiten. Geschlechtsspezifische Aspekte stehen im besonderen Fokus Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Verbänden, kann das Gharsah Zentrum Zertifikate ausstellen, die als offizielle Zeugnisse den Besuch von libanesischen Grundschulen ermöglicht. Das Zentrum achtet besonders auf die Förderung von Mädchen.
Das Women Empowerment Programme (WEP) geht auf die Bedürfnisse von Frauen in ihrer schwierigen Lebenssituation ein, führt Informationsveranstaltungen und Kurse u.a. zu geschlechtsspezifischer Gewalt, Frühverheiratung, Frauengesundheit, Feminismus und Leadership, Kommunikations- uund Verhandlungsführung durch. Auch ein Peer-Education-Programm sowie psychosoziale Beratungen werden für Frauen und jugendliche Mädchen angeboten.
Auszug: AMICA e. V. – Projektbeschreibung/Petra Erbrath
Fotos: Alle Rechte für die Bilder liegen bei AMICA e. V. – Frauen stärken